Schöne neue (Laufrad-) Welt

Kennt Ihr das auch? Früher war alles besser: die Winter kälter und länger, die Sommer wärmer und schöner…, so sagten jedenfalls immer meine Eltern, Oma kam aus dem Schwärmen über die gute alte Zeit auch wirklich nie raus – wie ich diese Vergleiche immer gehasst habe! Und nun? Ich gebe es nur ungern zu, aber ich fange schon selber damit an.

Also früher, zu der Zeit als es noch DAS MTB gab und welches genau EINE Laufradgröße hatte – nämlich 26“ – war alles schön! Auf wurde es dann hipp kleinere Räder zu fahren: 24“ wurde populär im FR- und DH-Bereich und ich bin sie natürlich auch gefahren. Vorne und hinten…was für ein Scheiß, was für eine verkorkste Rennsaison habe ich damit durchgestanden, nur weil ich „modern“ sein wollte. Aber alle sagten Ja erst mal, das sei geil. Aber sehr schnell besonnen sich dann wieder alle auf die größeren 26er Räder. War nämlich doch gut, das „alte Maß“. Doch es sollte nicht lange dauern, da gab es schon die nächste Weltneuheit: 25“ war geboren und war nun das Maß der Dinge. Schließlich sollte es ja das Beste aus 24 und 26 Zoll sein und der absolute Bringer werden. Aber auch dieses Strohfeuer war schnell verraucht, die 25er kamen schnell und waren noch schneller wieder verschwunden. So schnell, dass es die Meisten gar nicht erst mitbekommen hatten.

Danach hatten wir wieder viele ruhige Jahre bis in den USA auf einmal die großen 29“ Laufräder geboren wurden. Meine ersten Gedanken waren nur: „Oh mein Gott, Rennräder im Wald und im Gebirge, wie schlecht ist das denn?“. So dachte ich allerdings nur bis zu dem Tag, an dem ich unser erstes eignes und von der Geo her völlig eigenständiges 29er Enduro das erste Mal gefahren bin. Ab diesem Zeitpunkt war ich in die großen Räder verliebt und hatte meinen Frieden geschlossen: 26“ für FR/DH und 29“ für Enduro, Trail und Tour – was für ein toller Sommer war das in 2012. Aber noch im gleichen Jahr gab es die nächste Laufradklimaveränderung: 27,5“ oder 650B wurde geboren und ganz ehrlich, ich dachte nur, warum denn jetzt dieser Mist? Dahinter konnten doch nur die Macher von 25“ stecken, aber dieses Mal waren sie damit durchgekommen. Meins war das nicht – noch nicht – aber als Bikehersteller mussten wir unsere Modellpallete anpassen, denn 26“ war jetzt ja so was von Old-School, ging gar nicht mehr, brachte keinen Spaß und lag wie Blei im Lager…

Auch damit habe ich dann letztlich meinen Frieden gemacht, nachdem ich gesehen und erfahren hatte, was man mit dieser Laufradgröße so alles Schönes anstellen konnte. Aber was passiert dann nur kurze Zeit später im Jahre 2014 hier in Germany, auf einmal kamen die ganz dicken Reifen aus USA daher. Fat Tire, fat was? Unsere Reifen waren schon immer dick dachte ich. Wer bitte hatte die Dinger nach Europa eingeladen? Wir bei Alutech haben dann aber trotzdem als einer der Ersten überhaupt ein voll gefedertes Fat Tire Enduro gebaut. Was soll ich sagen, die Dinger machen süchtig und sind aber so was von voll mein – ist ja auch wieder 26“, zwar 4.0“ breit aber egal.

So hier könnte jetzt eigentlich Schluss sein mit der Story aber die Entwicklungen in der Bike-Industrie lassen uns auch dieses Jahr in Sachen Laufräder nicht in Ruhe, wurde doch gerade noch das neue Plus-Reifenformat geboren. Habt Ihr noch nichts von gehört? Werdet Ihr aber in den nächsten Monaten. Ist ja das Beste aus 27,5“/29“ und Fat Tire, also kann das ja nur gut sein.

Wir Rahmen- und Bikehersteller dürfen jetzt wieder alles neu anpassen bzw. entwickeln und ob die Bikes jemals wieder so verspielt sein werden, wie zu guten alten 26er-Zeiten weiß jetzt noch keiner. Ich hoffe Ihr behaltet den Überblick, ich bin auf der Suche danach und leider kann ich meine Oma nicht mehr fragen, aber Ihr wisst ja eh was Sie gesagt hätte…

Ride on euer Onkel Jü



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